Krakau 2024 – Tag 1

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Unsere Reise nach Krakau war irgendwie das Überbleibsel einer ursprünglich geplanten Rundreise, die uns auch nach Warschau und Danzig hätte führen sollen. Da Danzig jedoch etwas komplizierter und somit zeitaufwändiger zu erreichen gewesen wäre als gedacht, haben wir uns für vier Nächte in der zweitgrößten Stadt Polens entschieden.

UNESCO-Welterbe

Die Königliche Hauptstadt Krakau war bis 1596 Hauptstadt des Königreichs Polen, die Altstadt, Wawel mit Schloss und Kathedrale sowie das Stadtviertel Kazimierz sind seit 1978 UNESCO-Welterbe und im gleichen Jahr erlangte Krakau durch die Wahl des Polen Karol Wojtyła (Erzbischof) zum Papst Johannes Paul II in christlichen Belangen weltweite Bekanntheit. Das spiegelt sich in vielen Statuen, Plaketten, Altären und dergleichen wieder, die in der ganzen Stadt zu finden sind.

Plakette für Papst Johannes Paul II auf der Marienkirche

Natürlich hatten wir recherchiert, was es denn zu sehen geben wird in der Stadt an der Weichsel, und stießen vor unserer Ankunft eigentlich nur auf die immer und immer wieder erwähnten ca. 10 Sehenswürdigkeiten und so hatten wir ein wenig Bedenken, daß 5 Tage in Krakau doch etwas lang werden würden. Der Gang durch den Flughafen war – zumindet was den ersten Eindruck nach der Ankunft anbelangte – auch nicht unbedingt förderlich, diese Bedenken zu zerstreuen.

Flughafen Krakau

Mit dem Bus fuhren wir in die Nähe unseres Hotels, das ein paar hundert Meter außerhalb der Altstadt lag, und wir erhaschten die ersten Blicke auf Gebäude mit dem Prädikat: hybsch. Wir hatten uns für das kleine Liebeskind Boutique Hotel entschieden, wurden sehr freundlich empfangen und bezogen unser Zimmer in dem 1907 errichteten Gebäude. Auf der Website steht zu lesen, daß der ursprüngliche Eigentümer, Dolek (Adolf) Liebeskind, in der jüdischen Kampforganisation ŻOB Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzung Polens war und von der Gestapo am 24.12.1942 erschossen wurde. Also durchaus ein Ort mit Geschichte, wenn auch einer Tragischen.

Zuerst erkundeten wir den Hauptmarkt (Rynek Główny) und schon bald sahen wir, daß unsere Befürchtung, es gäbe zu wenig zu tun für fünf Tage, komplett unbegründet war. Die Mitte des Platzes nehmen die Tuchhallen ein, gefällige Gebäude rahmen den Platz und, etwas zerstreut wirkend wie grobe Salzkörner auf den allgegenwärtigen Obwarzanki (polnische Backspezialität), binden sich die Adalbertkirche und der Rathausturm in das Ensemble ein. Es ist ein sehr geschäftiger Platz und die gesamten Seitenlängen (immerhin 200 Meter im Quadrat) werden von einladenden Gastgärten eingenommen. In den Tuchhallen selbst finden sich keine Stoffhändler mehr, hier reiht sich heutzutage Stand an Stand an Stand mit Souveniers unterschiedlichster Qualität.

Die Marienkirche, deren nördlicher Turm gerade renoviert wird, war unser erstes Ziel mit Innen. Aber zuerst noch zu Außen, denn wenn man auf die volle Stunde wartet, kann man nach dem Glockengeläut des Krakauer Trompetensigal „Hejnal“ hören – und das bereits seit dem 14. Jahhundert. Wenn man sich wundert, warum das Signal so aprupt endet: es soll an einen Mongolenangriff erinnern, bei dem der Trompeter der Legende nach beim Blasen des Alarmsignals von einem Pfeil getroffen wurde.
Das mittägliche Signal wird von Radio Kraków täglich live übertragen, was die Sendung zur ältesten ständigen Musiksendung der Welt macht.

Doch nun zum Inneren, die dreischiffige Basilika ist… opulent, die Gewölbe sind mit Sternenhimmel versehen und es ist wohl vieles Gold, das glänzt. Der Krakauer Hochaltar ist zudem der größte spätgotische Schnitzaltar Europas und misst imposante 11 Meter in der Breite und 13 Meter in der Höhe. Das Chorgestühl mit den perspektivischen Flachreliefs hatte es mir angetan.

Danach erkundeten wir weiter die Altstadt, die von einem idyllischen Grüngürtel umgeben und verkehrsberuhigt aber nicht autofrei ist.

Ich will hier nicht auf jedes der vielen wundervollen Gebäude oder Denkmäler eingehen, aber mich hat zum Beispiel das Bohdan-Zaleski-Denkmal gewissermaßen berührt, es ist sehr realistisch gearbeitet und stellt einen blinden Harfner mit einem ihn unterstützenden Führerknaben dar. Ohne das Werk oder das Leben des Dichters zu kennen werde ich wohl aus der Symbolik nicht ganz schlau werden, aber es lässt sich Vieles interpretieren.

Zu Abend aßen wir direkt am Platz in einem der unzähligen Gastgärten, nämlich dem Sphinx, das eine Mischung aus orientalischen bis klassischen Speisen im Angebot hat und uns kulinarisch nicht enttäuscht hat.

Danach wanderten wir noch zum anderen Flußufer der Weichsel, um einen abendlichen Blick auf den Wawel samt darauf befindlicher Burg zu genießen, und ließen den Tag auf dem Marktplatz zur blauen Stunde ausklingen. Am Weg ins Hotel lag zudem noch der Springbrunnen am Szczepanski-Platz, der vor dem Palast der Schönen Künste bunte Wasserpiele bietet.