Krakau 2024 – Tag 2

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Frühstücksbuffet im Liebeskind Boutique Hotel

Den zweiten Tag steuerten wir Kazimierz an, das ist ein Stadtteil Krakaus, ehemaliges jüdisches Viertel und Drehort von Schindlers Liste. Auf dem Weg dorthin kamen wir bei der barocken Jesuitenkirche St. Peter und Paul vorbei – ein Ort, der Kirchliches und Weltliches vereint. Von außen gut an den zwölf überlebensgroßen Figuren der Apostel erkennbar (im Hintergrund, nicht minder beeindruckend, die romanische Andreaskirche) ist das weltliche Aha-Erlebnis eine offenbar nur Donnerstags (heute war Mittwoch) zu bewundern: ein foucaultsches Pendel, mit dessen Hilfe man die Erdrotation nachweisen kann. So begnügten wir uns mit der Kuppel ohne Pendel.

In Kazimierz angekommen schlenderten wir durch den heute gut sanierten, bis Mitte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhhunderts jedoch sanierungsbedürftigen, Stadtteil. Die Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste 1978 dürfte dem jüdischen Viertel den zuvor fehlenden Impuls gegeben haben, spätestens nach dem Filmdreh zu Schindlers Liste von Steven Spielberg Anfang der 90er Jahre mauserte sich die ehemals eigenständig Stadt zu einem touristischen Ort. Obwohl Kazimierz während der nationalsozialistischen Herrschaft physisch relativ intakt blieb, wurden die rund 65.000 jüdischen Bewohner in das so genannte „Krakauer Ghetto“ „umgesiedelt“.

Wir besuchten die Alte Synagoge, die die älteste erhaltene Synagoge in Polen und heute Museum. Die ursprüngliche Ausstattung wurde von der NS-Verwaltung vernichtet oder ging verloren.

Eine weitere erwähnenswerte Station war die Fronleichnam Basilika.

Wir brachten uns vor einem Regenguss in Sicherheit, der zwar nur kurz dauerte, aber dennoch dazu geeignet war den Regenschirm meiner mir Liebsten als auch meine Regenjacke ad absurdum zu führen.

Zeit also für eine Pause…

Um uns die Zeit bis zu unserem nächsten Fixpunkt doch noch etwas zu vertreiben besuchten wir noch die Heilig-Kreuz-Kirche, deren Highlight eine gotische Palmsäule darstellt.

Dann ging es hinunter, nämlich in den Rynek Underground, ein sehr neues, sehr modernes und sehr beeindruckendes Museum unterhalb des Marktplatzes. 2005 hat man begonnen den gesamten Platz umzugraben und archäologisch zu untersuchen. Diverse Funde, wie zum Beispiel Straßenkonstruktionen, Fundamente und Stallungen, sind nun Teil dieses Erlebnisses, das sich auch medial mittels Projektionen, interaktiven Screens und kindertauglichen Stationen in Szene zu setzen weiß. Und ich weiß nun, daß mein aktuelles Körpergewicht im Mittelalter ein Krakauer Zentner betragen hätte.

Inzwischen hatte sich die Regenwolke verzogen und wir zogen weiter auf den Wawel um die Burg und die Kathedrale sowie das restliche Gemäuer auf dem Kalkfelsen zu erkunden. Irgendwie sieht es von innerhalb der Mauern anderes aus als von außerhalb der Mauern. Generell wirkt es ein wenig wie eine Legostadt, die aus vielen verschiedenen Bausätzen besteht. Hier haben wir die englisch anmutenden Backsteinbauten, dort haben wir eine gotische Kathedrale mit einigen angestückelten Kapellen und dort drüben wiederum einen Innenhof mit Arkaden. Die Kathedrale war leider bereits geschlossen, so streunten wir so umher und genossen den wunderschön angelegten Park.

Zum Abschluß stiegen wir hinab in die Drachenhöhle, tief im Berg. Über eine Wendeltreppe geht es hinab in die sagenumwobene Behausung des Smok Wawelski.
Der Drache verhielt sich so, wie Drachen es der Sage nach nunmal tun: er verwüstete das Land und fraß bevorzugt Jungfrauen. Es erscheint plausibel, daß diese Kombination zum Aussterben der Drachen maßgeblich beigetragen hat… Jedenfalls scheinen Drachen nicht viel mehr oder eher weniger schlau zu sein als volkstümliche Sagenteufel und so kam es, daß ein junger Schusterlehrling dem Waweldrachen statt einer Jungfrau, zufällig natürlich die Tochter des Königs (die Letzte ihrer Art – alle anderen waren bereits verspeist oder keine Jungfrauen mehr), ein totes, mit Schwefel gefülltes Lamm darbot. Der Drache fraß besagtes Lamm ohne nachzudenken, bekam gewaltigen Durst und trank aus der Weichsel bis ihm der Bauch platzte. Schuster heiratet Königstochter, alles gut (nur für die bereits verspeisten Jungfrauen eher nicht).
Die Höhle verlässt man direkt bei einer Metallskulptur von Bronisław Chromy, die seit ihrer Errichtung 1970 alle fünf Minuten Feuer speit.

Essen gehen im Urlaub ist ja immer so eine Sache, man hat pro Tag genau ein bis zwei Versuche ein gutes Restaurant zu finden. Meine mir Liebste hat ein gutes Gespür dafür (und viel Recherchezeit investiert) und so kamen wir zu C.K. Browar, ein 1996 von österreich-polnischenen Landsleuten gegründetes Craft Beer Pup. Die Atmosphäre ist toll, die vor Ort gebrauten Biere waren gut und die Speisekarte ist mit „österreich-ungarischen Speisen mit polnischen Wurzeln“ bestückt. Highlight für die Biertrinker ist vermutlich das 5 Liter Beer Pipe, herrlich!