40. Frankfurt Marathon 29.10.2023
Frankfurt passt ja eigentlich so gar nicht in mein Beuteschema. Es ist keine europäische Hauptstadt und es hat auch sonst (fast) keine Besonderheiten wie zum Beispiel der Kristallmarathon im Erlebnisbergwerk Merkers unter Tage. Es ist ein grundsätzlich normaler Stadtmarathon mit flachem, schnellem Kurs und das Motto „Run the Skyline“ passt zu der Metropole am Main, deren Hochhäuser mitunter zu den höchsten Europas zählen.

Besonderheit Nr. 1: Am Anfang war die Brezel.
Eine Brezel? Ja, genau. Denn am Tag vor dem Marathon gibt es den nicht nur so genannten Brezellauf, es gibt für alle, die besagten Brezellauf absolvieren, eine Erinnerungsmedaillie in Form einer (Sie werden erstaunt sein) Brezel.

Also sind mein Schatz und ich gemeinsam losgelaufen, um uns das Objekt der Begierde zu sichern. Das Wetter war das ganze Wochendene hindurch durchwachsen mit starker Schlagseite zu Regen. Glücklicherweise blieb es am Vormittag trocken und wir konnten uns über eine Erinnerungsmedaillie der besonderen Art freuen. Es bleibt zu erwähnen, daß der Brezellauf samt Medaillie und Zielverpflegung (raten Sie was!) gratis ist, tolle Sache.

Schlußendlich war die Kombination aus dem Brezellauf, den mein Schatz mitlaufen konnte, dem Fenstertag am Montag nach dem Marathonsonntag und dem Fakt, daß ich sonst nichts Passenderes gefunden habe, ausschlaggebend, meinen zweiten Marathon nach dem Comeback in Wien im April diesen Jahres in Frankfurt zu bestreiten.
Hinter mir lagen 16 Wochen Lauftraining nach Plan, etwas, das ich seit 2020 nicht mehr gemacht habe. Hinter mir lag ein Gewichtsverlust von immerhin 5 Kilogramm Köpergewicht seit Jänner, auf mir allerdings immer noch ein Übergewicht von rund 14 Kilogramm. Vor mir lagen 42,195 Kilometer.

Ich wußte, beziehungsweise war ich der festen Überzeugung, daß ich wußte, daß es um einiges besser laufen wird als noch im Frühjahr in Wien. Am Start war es kühl und es war regnerisch. Eine Kombination, die ich als Mensch nicht mag, die ich als Läufer jedoch schätzen gelernt habe (aber trotzdem nicht mag). Los ging es, mein Schatz war weit aufgeregter als ich aber für sie war alles noch sehr neu und spannend und für mich war es irgendwo zwischen dem 20. und 25. Start über diese Distanz.
Und tatsächlich: es lief gut, wirklich gut. Neue Stadt, neue Eindrücke und umso mehr Eindrücke von außen auf mich als Läufer einwirken, desto weniger Probleme kommen aus dem Inneren. Ich habe konsequent bei jeder Station getrunken, und die ersten 30 Kilometer waren kurzweilig dank Sightseeing und nach 02:44:48 geschafft. Das müsste auch so der Zeitpunkt gewesen sein, an dem es so richtig zu regnen begann und der Wind auffrischte. Aber egal, die Wassertropfen perlen an meiner Willenskraft ab, denn die Durchgangszeiten verheißen eine Zielzeit von merklich unter 4 Stunden.

Kurz vor dem Ziel hat mich mein Schatz mit einem schlupftastischen Plakat überrascht, vielen lieben Dank dafür, das hat mir auf den letzten Kilometern nochmals ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert.

Denn es wurde nun mitunter hart zu laufen, es war zwar kein Leistungseinbruch aber die Pace verringerte sich doch merklich von 5:25 min/km auf Zeiten um die 6:00 min/km.
Besonderheit Nr. 2: Der Zieleinlauf in der Frankfurter Festhalle
Über einen pitschnassen Teppich, garniert mit Pfützen, läuft man in die zumeist tosende Halle ein, die man bereits bei der Startnummernausgabe bestaunen durfte. Das ist natürlich ein grandioses Erlebnis und ich denke jeder einzelne Läufer an diesem Regentag war froh, daß das Ziel im Trockenen lag.

Sinnvollster Job an diesem Tag waren vermutlich nicht die Wasserbecherüberreicher sondern die Treppenhinunterbegleiter. Nach dem Ziel findet man sich nämlich vor einem, für etliche Teilnehmer nur sehr mühselig zu überwindenden, Hindernis: Ca. 20 Stufen führen in den Verpflegungsbereich hinab.
Ausgelaugt und durchnässt habe ich mich erstmal mit, dieser Tage im Überfluß angebotenem, alkoholfreiem Krombacher gelabt und wir sind dann relativ zielsicher aber alles andere als zügig ins nahe gelegene Hotel zurück gewatschelt.

Schlußendlich konnte ich eine Nettozeit von 3:58:07 verbuchen, was einer Pace von 05:39 min/km entspricht und eine Verbesserung meiner „Leistung“ in Wien um rund eineinhalb Stunden bedeutete.
