Krakau 2024 – Tag 5
Den letzten Vormittag wollte ich einem Ort jüngerer historischer Bedeutung widmen: die ehemalige Deutsche Emailwarenfabrik (DEF) war mein Ziel, bekannt als die Fabrik von Oskar Schindler. Das Leben und das Wirken Oskar Schindlers ist aus Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1993 bekannt, der für 12 Oscars nominiert und mit 7 Oscars ausgezeichnet wurde. Dieser Film wiederum basiert auf dem gleichnamigen, teils dokumentarischen Roman von Thomas Keneally, für den er mit dem Booker Prize geehrt wurde. Und all das basiert auf dem sehr realen Leben des Oskar Schindler.
Das ehemalige Fabrikareal beherbergt heute das staatliche Museum Fabryka Emalia Oskara Schindlera, in dem es hauptsächlich um das Schicksal krakauer Juden während der deutschen Besatzung geht, sowie das Museum für Gegenwartskunst.
Leider wurde hier meiner Meinung nach ein Ansatz gewählt, welcher der Bedeutung dieses Ortes nicht gerecht wird. Ich möchte einen Vergleich wagen: Das Ziel dieses Industriebetriebs war, unter dem Vorwand eine kriegswichtige Produktionsstätte zu sein, Leben zu retten und stand somit diametral dem Wesen der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager gegenüber, deren Ziel die Vernichtung von Leben im industriellen Maßstab war.
Es ist ein historischer Ort, in dem ich mir keine Ausstellung erwarte, wie sie in jedem beliebigen Gebäude sein könnte. Man wird durch verwinkelte Räume gelotst, die teils mit Ausstellungsstücken, teils mit Schautafeln und teils mit multimedialen Inhalten nicht uninteressante Fakten vermitteln. Aber die Fabrik als Ort, als Gebäude wird niemals sichtbar gemacht. Das mag daran liegen, daß nach Ende des Krieges verstaatlicht wurde und zur Herstellung von Telekommunikationsanlagen diente, die dann privatisiert und schließlich bankrott ging. Erst 2005 gelangte das Areal wieder in staatlichen Besitz und 2010 wurde die heute sichtbare Dauerausstellung eröffnet. Es mag sein, daß wenig historisches übrig geblieben ist; und dennoch wäre für mich auch eine leere Halle sehenswerter als vollgeräumte Zimmer.
Nur ein sehr kleiner Teil der Ausstellung befasst sich überhaupt mit Schindler selbst, dem es gelungen ist unter Einsatz seines persönlichen Vermögens und seines Lebens ca. 1200 Juden vor dem sonst wohl sicheren Tod zu bewahren. Die Wandlung von einem opportunistischen Industriellen, des das NS-Regime für persönliche finanzielle Erfolge benutzte, zu einem „Gerechten unter den Völkern“, der nach dem Krieg ohne weiteren wirtschaftlichen Erfolg blieb.