Toskana 2021 – Tag 5 – Siena, Monteriggioni und Poggibonsi
Schon von Weitem sieht man den Dom von Siena sowie den 102 Meter hohen Torre del Mangia über der Silhouette der Stadt aufragen. Wir näherten uns durch die Altstadtgassen dem Piazza del Campo, jenem berühmten ovalen Platz im Zentrum der toskanischen Metropole auf dem zweimal jährlich das Pferderennen Palio di Siena abgehalten wird, dessen Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen. Es ist immer wieder faszinierend, wenn man nach den mal etwas engeren, mal etwas breiteren Straßen zu den Torbögen kommt und den ersten Blick auf den Torre del Mangia erhaschen kann.
Uns überraschte ein kurzer Regenschauer, der jedoch dank spektakulärer Wolkenbildung zumindest fotografisch sehr willkommen war.
Eine ganze Weile, ohne lange Weile wohlgemerkt, verbrachten wir im Dom von Siena, dessen Langtitel Cattedrale Metropolitana di Santa Maria Assunta die Namensgebung mancher heimischer Kirchen überdenkenswert erscheinen lässt. Recherchen dazu haben mir jedoch die Einsicht gewährt, daß der Wiener Stephansdom nicht bloß Stephansdom heißt sondern Dom- und Metropolitankirche zu St. Stephan und allen Heiligen – was daurchaus auch beeindruckend ist.
Jedenfalls ist das Äußere bereits imposant mit all den Verzierungen, all den kleinen und großen mehr oder minder Heiligen an der Fassade, die in verschiedensten Posen den Menschen etwas mitteilen möchten. Im Inneren lohnt sich nicht nur der Blick an die Decke, die Kuppel, die Glasfenster und all die Kapitele, die den Blick der Menschen in den Kirchen gerne nach oben, dem Göttlichen entgegen, lenken.
Der Dom von Siena verfügt über unglaubliche Böden. Jawoll, Fußböden. Es handelt sich wohl um die beeindruckendsten Werke von Marmorintarsien weltweit. Es finden sich hier geometrische Formen, Tierdarstellungen, mythologische Szenen und vieles mehr und man sollte sich wirklich Zeit nehmen, diese Meisterwerke entsprechend zu würdigen. Als jemand, der bereits am Verlegen rechteckiger 40x40cm großer Baumarktfliesen spektakulär scheitern kann, bleibt es mir ein Rätsel, wie jemand die Fertigkeiten und Geduld für diese Darstellungen haben kann.
Als alter Bücherwurm fand ich die Piccolomini-Bibliothek äußerst interessant. Der Raum erschlägt den Betrachter beinahe mit einem Überangebot perspektivischer Scheingemälde und in den Vitrinen sind etliche mittelalterliche Bücher ausgestellt, die jedes für sich ein Kunstwerk darstellen.
In der Krypta kann man unter Anderem sehr gut erhaltene bzw. restaurierte Fresken bestaunen. Ich persönlich finde diese Unterkirchen und Krypten immer schon sehr faszinierend. Als Bautechniker kann ich nur beipflichten: wenn der statisch erforderliche Gurtbogen den Oberkörper Jesu beschneiden muß, dann ist das nunmal so.
Im Museo dell’Opera del Duomo kann man einige der Originalfiguren bestauen sowie die gesammelten Werke von Duccio di Buoninsegna wie zum Beispiel das wunderbar in Szene gesetzte Glasfenster.
Von der Dachterrasse aus konnte man einen wunderbaren Blick auf die Stadt genießen – ebenso jedoch auch von der Viale XXV Aprile, wo man auch die Skulptur L’amore salva il mondo finden kann.
Wir fuhren weiter zu einer Ortschaft namens Monteriggioni, die sich wie eine Art Freilichtmuseum anfühlt. Bekannt für die weitestgehend gut erhaltene Stadtmauer beherbergt die gesamte Gemeinde selbst zwar rund 10.000 Einwohner, der historische Kern allerdings nur rund 40 Personen. Eine übersichtliche Angelegenheit also und in diesen touristenarmen Zeiten wohl noch beschaulicher als sonst.
Poggibonsi qualifiziert sich als witziger Name, ich wollte jedoch aus einem weniger witzigen Grund dorthin. Seit 1998 beherbergt der Brunnen Fonte delle Fate, außerhalb der eigentlichen Stadt gelegen, eine Kunstinstallation von Mimmo Paladino. Sie nennt sich „Die Schlafenden“ und ist durchaus geeignet etwas verstörend zu wirken. Als alter Kunstbanause kann ich die Krokodile nicht zuordnen, jedenfalls eine interessante Abwechslung zu den alten Gemäuern.
Um wieder auf die Sonnenseite des Lebens zu wechseln: einen kurzen Fußweg von besagtem Brunnen entfernt befindet sich ein idyllischer Teich, Heimat vieler Katzen, vieler Mäuse und auch vieler Schildkröten.